Tarotkarten: Persephone

Im Deck des Tarots fasziniert die Karte der Persephone besonders:

In der langen Tradition der Kartenlegekunst hat sie seit jeher eine besondere Rolle inne, deren Deutung bis in die griechische Mythologie zurückreicht; diese Interpretation wollen wir in diesem Artikel untersuchen und gleichzeitig direkte, aufs Leben anwendbare Deutungen dieser Karte vorstellen.

Eine Frau im weiß-blauen Gewand sehen wir auf der Karte der Persephone: Sie sitzt zwischen zwei Säulen; in den Händen hält sie die heilige Schrift der Thora, auf der Brust prangt ein Kreuz. Bis heute sind die wirklichen Ursprünge des Tarots nicht vollständig geklärt; während die frühesten Zeugnisse ins Norditalien des 15. Jahrhunderts zurückgehen, wird oft vermutet, dass Tarotkarten bereits im Alten Ägypten bekannt waren. Oft wird dieser Schluss daraus gezogen, dass die Persephone mit der Krone der ägyptischen Göttin Isis abgebildet wird; diese galt zur Zeit der Pharaonen als Universalgöttin und Herrin des Lebens – ein wichtiger Hinweis auf die Bedeutung, die dieser Tarotkarte beigemessen wird.

Persephone

Neben dem Bezug zum jüdischen und christlichen Glauben (Thora und Kreuz) sowie zum Götterglauben der Alten Ägypter wäre eine Deutung der Persephone des Tarots nicht vollständig ohne den Hinweis auf die Geschichte der Persephone aus der griechischen Mythologie:

Die Sage schildert, wie Zeus sich einst in Demeter, Göttin der Ernte und der Fruchtbarkeit, verliebte. Und so geschah es, dass er sie schwängerte – doch es wäre nicht Zeus, wenn dies nicht auf wunderbare Weise geschehen wäre, denn Gott der Götter verwandelte sich vorher in eine Schlange und drang so in den Körper von Demeter ein. Diese gebar ihm eine Tochter, die sie Persephone taufte. Mit unglaublicher Schönheit und Herzlichkeit beschenkt, machten ihr unzählige Götter des Olymps den Hof – doch ihre Mutter wachte unerbittert über dem Schicksal ihrer Tochter und lehnte jedes Heiratsgesuch ab. Es war schließlich Zeus, der Demeter in den Rücken fiel und Hades, dem Gott der Unterwelt, vorschlug, Persephone zu rauben und zur Frau zu nehmen.

Hades willigte ein und nutzte einen Moment der Unachtsamkeit, um das schöne Geschöpf in sein Reich zu entführen. Doch dann geschieht, was wohl kaum einer für möglich gehalten hätte: Persephone verliebt sich in den Hüter der Unterwelt – und kostet sogar von einem Granatapfel; der Sage nach ist das ein schicksalträchtiges Ereignis, den wer einmal im Reich des Hades gespeist hat, ist auf ewig bestimmt, in der Unterwelt zu leben. Als Demeter vom Raub des Hades erfährt, lässt sie Zeus ihren Zorn spüren und bringt ihn so schließlich dazu, den Götterboten Hermes zu Hades zu schicken. Dieser soll die Tochter Demeters zurückholen. Ihm gelingt schließlich ein Kompromiss: Acht Monate im Jahr soll Persephone, die Göttin der Fruchtbarkeit, über der Erde verbringen; die restlichen vier Monate widmet sie dagegen Hades in der Unterwelt.

Ein wesentlicher Aspekt in der Symbolsprache dieser Sage ist die Rolle der Persephone als Mittlerin zwischen Diesseits und Jenseits – oder allgemein als Mittelweg zwischen den Gegensätzlichkeiten des Lebens. Ihre schwer erklärliche Wahl, Hades zum Mann zu nehmen, deutet außerdem auf die unerklärlichen Rätsel des Daseins hin.