Tarotkarten: Die Herrscherin

Die Herrscherin ist ein Symbol für weibliche Macht bzw. die Macht des Weiblichen. Dies hat weniger mit Patriarchat und Matriarchat zu tun, als viel mehr mit den Energien und Qualitäten der kosmischen Polaritäten, die sich überall im Universum und in uns zeigen. Das drückt sich auch im Tarot aus.

Die Herrscherin – mitfühlende Führung zum Selbst

Diese Tarot-Karte ist in ihrer Symbolik relativ simpel gehalten. Eine weibliche Person sitzt auf einer Art bequemen Thron. Gehüllt in ein Gewand, das anscheinend mit Rosen bestickt ist, hält sie in der rechten Hand ein Zepter mit einem goldenen Apfel und lässt ihre linke Hand entspannt auf ihrem linken Bein ruhen. Ihre blonden Locken werden von Gold und funkelnden Diamanten gekrönt. An ihrem Thron lehnen Kissen und ein Schild, der nach dem Symbol des Herzens geformt ist und das Symbol für das feminine Geschlecht trägt, wobei der Kreis über dem Kreuz liegt und gelb ausgefüllt ist. Vor ihr liegt ein geerntetes Weizenfeld, während sich hinter ihr unter dem goldenen Himmel ein Wald mit einem Bach erstreckt.

Durch diese Darstellung zeigt sich ein Bild des Weiblichen, dass ihre Einheit mit der Natur zeigt. Nicht nur befindet sie sich in der Natur, sondern ihr Kleid ist mit Rosen bestickt, was man so interpretieren könnte, dass ihr Körper die Natur „ist“. Ihre Fruchtbarkeit und Schöpferkraft ermöglicht all dies und fließt in es ein. Wenn ihre Herrschaft besteht (Krone und Zepter), ist eine reiche Ernte (Symbol der Weizen-Stummel) gesichert. Dies gewährleistet Zufriedenheit und Komfort (Thron und Kissen). Wenn die Herrscherin in ihrem Thron sitzt, geht ein Schutz von ihr aus, symbolisiert durch das herzförmige Schild mit der Sonne im Symbol des Femininen. Dabei ist ihre Macht zu Schützen aber keine Gewalt, sondern die Liebe – die Essenz des weiblichen Prinzips – selbst. Die Macht des weiblichen Prinzips wird so in seinen Facetten dargestellt und macht es dem Suchenden einfacher, diese in sich zu entdecken, einzuladen und zu kultivieren, um die hier beschriebenen positiven Effekte zu erfahren.

Die Macht des weiblichen Prinzips und der Ausgleich der Polaritäten

„Herrscherin“ ist ein interessantes Wort, da es einen Titel, der einen männlichen Adressaten in sich trägt, explizit für das Weibliche nutzt. Könnte man nicht eigentlich ein besseres Wort finden? Nein, denn dieses Wort gibt eine essentiell wichtige okkulte Wahrheit wieder. In vielen esoterischen Traditionen des Okzidents wie Orients wird die gesamte Existenz, gar das Universum – und nicht nur der Mensch mit seinen zwei häufigsten Geschlechtern – in männlich und weibliche Prinzipien, Energien und Wesenheiten unterteilt.

Hierbei ist keines der beiden dem anderen generell über- oder unterlegen, sondern sie drücken sich im Spiel der Kräfte einfach zu unterschiedlichen Zeiten unter unterschiedlichen Bedingungen mehr oder weniger stark aus. Aus dieser Perspektive betrachtet sehen viele spirituelle Traditionen den Westen seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden eher von männlichen Prinzipien geleitet, wenn es um Gesellschaft, Fortschritt, Werte, etc. geht.

Dabei ist das weibliche Prinzip in der Natur aber nicht per se schwach, sondern hat sich eher zurückgezogen, um einer bestimmten nötigen Entwicklung in der menschlichen Gesellschaft ihr Spiel zu lassen. Hervorzuheben wären hier vielleicht ein starker rationaler Geist und die Nutzbarmachung der äußeren Natur. Wie die langsam offensichtlich werdende Überbetonung dieser männlichen Prinzipien in unserem Umgang mit uns Selbst und der Natur zeigt, ist es jetzt gesellschaftlich wie individuell wieder an der Zeit, den weiblichen Prinzipien Ausdruck zu verleihen und so eine neue Harmonie herzustellen.

Die bereits erreichten Entwicklungen werden dabei nicht negiert sondern – entsprechend dem weiblichen Prinzip – integriert und mitfühlend an ihren richtigen Platz gestellt. Dies bedarf jedoch auch der Macht. Also kann man schlussfolgern, dass sich hier zum Beispiel der Archetyp der „Herrscherin“ in der Natur ausdrückt und unsere kollektive und individuelle Kultur weiterentwickelt. Es geht dabei also nicht um Stereotypen, sondern um tiefere, okkulte Wahrheiten über die Polarität der Energien in unserer Erfahrungswelt, wie man sie bewusst machen und harmonisieren kann.