Marseille-Tarot

Dass das Mysterium des Lebens mehr umfasst als das bloße Auge erkennen mag – diese Überzeugung teilen viele Menschen; und so wird die Kartenlegekunst des Tarot de Marseille auch als eine wirkungsvolle Methode angesehen, um seinen eigenen Lebensweg besser begreifen zu können. Als eines der bekanntesten Tarotdecks erfreut sich das Marseille-Tarot einer besonders großen Beliebtheit – daher möchten wir uns auch im Folgenden mit dessen Geschichte und Struktur näher beschäftigen. Der Ursprung des Marseille-Tarot, oder wie im französischen Usprungsland „Tarot des Marseille“ genannt, ist wie der der Tarotkarten im Allgemeinen bis heute nicht eindeutig nachvollziehbar.

Es wird unter anderem davon ausgegangen, dass sich bereits die Alten Ägypter sowie die Babylonier in der Kunst der Kartendeutung verstanden. Fragt man jedoch nach einem wissenschaftlichen Beleg für den Ursprung des Tarot in Europa, muss der Name Filippo Maria Visconti genannt werden, Spross eines der einflussreichsten Adelsfamilien Italiens, der im 15. Jahrhundert als Herzog über Mailand herrschte. Über diesen ist überliefert, dass er mehrere Kartendecks in Auftrag gegeben hat – aus dieser Gegebenheit rührt auch das berühmte Visconti-Tarot her.

Ursprung in Italien

Auch beim Marseille-Tarot gehen Historiker davon aus, dass es seinen Ursprung in Norditalien hat. Den Grund für die Namensgebung erklärt man sich so: Es waren wohl die Feldzüge der Franzosen, die im ausgehenden 15. Jahrhundert das ursprüngliche Tarotdeck in den Süden Frankreichs entführten. Insofern kann das Marseille-Tarot als unfreiwilliges Gemeinschaftsprojekt zwischen Franzosen und Italienern angesehen werden: Denn während das Tarot in Italien zunächst an Bedeutung verlor, erlebte es etwa ein Jahrhundert nach dem Krieg gegen die Franzosen eine Wiedergeburt – diesmal jedoch mit Motiven, die in Marseille entworfen wurden.

Ein Deck des Marseille-Tarot besteht standardmäßig aus 56 Karten, unterteilt in die bekannten Farben Herz, Karo, Kreuz und Pik. Jede der vier Farben enthält wiederum vier Karten, nämlich Bube, Ritter, Dame und König. Zählt man die Karten jeder Farbe hinzu, die die Werte 1 bis 10 enthalten, erhält man ein Deck von 56 Karten, das im Tarot auch als das kleine Arkana bezeichnet wird; der Begriff Arkana wurzelt im Lateinischen und bedeutet Geheimnis. Zum Deck gehören außerdem 22 Trumpfkarten, die, obwohl geringer in ihrer Zahl, auch als große Arkana bekannt sind. Diese enthalten unter anderem Bildkarten wie den Magier, Narr, Herrscher oder die Hohepriesterin.

Das Lesen von Karten geht meist mit einem speziellen Ritual einher; dies kann zum Beispiel von spezieller Entspannungsmusik begleitet sein, aber auch Kerzen, die Düfte ätherischer Öle oder Räucherstäbchen können zu einer besseren Konzentration bei einer Deutung führen.